Mittwoch, 31. Juli 2013

Ich will mehr!!!!

Unter diesen Titel stellte abuelita aus der Leserunde von LB ihre Rezension von "Heiss", die sie gestern und heute geschrieben hat, nachdem sie die letzten Kapitel nochmals nachgelesen hat (weil sie vor lauter Spannung und dem Mitfiebern - wie geht's aus? - nicht auf die Details geachtet hat.)
Aber - keine langen Vorreden, lassen wir sie selbst zu Wort kommen:


"Ganz ehrlich? Ich habe fast nicht daran geglaubt, dass Gerd Schilddorfer es schafft, all die vielen verschiedenen Handlungsstränge zu guter Letzt vernünftig zusammen zu führen, so sehr hat er mich diesmal auf weit verschlungenen Wegen durch und um die halbe Welt geführt.....mich wachgehalten, mich mitfiebern und – zittern lassen. Manchmal stockte mir der Atem und ich wollte “oh nein” ausrufen, ein anderes Mal schüttelte es mich, weil ich eine Szene förmlich vor mir sah, in ihr “drin” war und das selbst erlebte......

Und nicht nur, dass ich vor Spannung nicht schlafen, sondern lesen musste .... nein, das Buch hat auch einiges an Emotionen hervorgelockt – es gibt Szenen, die einfach berühren, die einem am Herz und Seele gehen.

John Finch, den tollkühnen Piloten, den wir ja bereits aus “Falsch” kennen, ist nicht mehr ganz jung und es zieht ihn in seine alte Heimat - von Brasilien hat er vorerst genug. Allerdings wird er in Ägypten nicht gerade mit offenen Armen empfangen....und kurz danach erhält er einen fast unmöglich durchzuführenden Auftrag: er soll mit einem Militärjet einen von Geheimdiensten gejagten Polizeichef einer Grenzregion im Hindukusch ausfliegen. Dieser hat ein bisschen zu viel im Tod eines alten Mannes gestochert – Shah Juan, ein Künstler aus dem Tal der Kalash, der keiner Menschenseele etwas zuleide getan hat - wurde brutal ermordet - von wem? Warum?

Auch In Berlin wird ein Pförtner umgebracht und Schilddorfer stellt uns nun hier den unkonventionellen Kommissar Thomas Calis vor – auf eine Art und Weise, die einen zum Schmunzeln bringt und sehr einprägsam ist. Ein Motiv für diesen Mord sucht Calis zuerst vergeblich.

Nichts ist wie es scheint...und es geht um viel: die Entdeckung des Grabes von Alexander dem Großen und um ein verschwundenes Archiv; wir hören von der Fremdenlegion und Lawrence von Arabien, begleiten einen geheimnisvollen Goldtransport im Jahr 1940 und schaudern, wenn ein griechischer Millionär in Kronburg im Taunus mit seinen Schlangen “spielt”. Und immer wieder die Frage: wie gehört das jetzt zur Geschichte?

Natürlich hat der Autor es geschafft – und da kann man wirklich nur sagen “Hut ab” : am Ende laufen die Handlungsstränge alle zusammen und zwar ohne den kleinsten Logikfehler – die Handlung ist nirgends entgleist und auch alle Abzweigungen münden letztendlich in einem verständlichen und nachvollziehbaren Finale.

Von der atemlosen Spannung mal abgesehen hat Gerd Schilddorfer ein in meinen Augen ganz besonders Talent – nämlich, so quasi “nebenbei” Wissen zu vermitteln. Einen ganz sachte auf eine Art und Weise an Dinge heranzuführen, so dass man selber unbedingt mehr wissen möchte. Das fiel mir bereits bei “Falsch” auf und auch hier war es so: ich konnte es manchmal nicht erwarten, an den PC zu kommen und diverse Dinge (die ich hier nicht näher ausführen kann ohne zu spoilern) zu googeln. Bei anderen Büchern lese ich z.B. oft darüber hinweg, wenn etwas erwähnt wird, das ich nicht oder nur am Rande kenne - - - bei diesen beiden Büchern des Autors war es mir ein Bedürfnis, selber einiges nachzuschlagen, weiterführende Informationen zu manchem zu lesen, Bilder zu Szenen zu suchen und mir diese anzuschauen. Wie und auf welche Art er das schafft....ich kann es wirklich nicht sagen......aber er versteht es, einen neugierig “auf mehr” zu machen.

Dazu die bildhafte Sprache , der trocken durchschimmernde Humor und die ausgezeichnete Recherchearbeit, die ich bereits im ersten Band lobend erwähnte – ein Buch, das einen direkt laut nach einer Fortsetzung rufen lässt.

Sollte ich also dieses Buch uneingeschränkt jedem und allen empfehlen und ans Herz legen? Aber sicher nicht, das würde schief gehen. Meine eine Freundin, die nur und ausschliesslich Liebesromane liest, würde mich auslachen. Eine andere Bekannte mag zwar Thriller, aber blutig und “einfach” müssen sie sein – auch sie würde mir spätestens auf Seite 67 einen Vogel zeigen (hier nämlich landen wir im Jahre 1314....*g*) und sagen: “ich will Entspannung und nicht denken müssen, wenn ich lese! “ ....also, so einfach ist das nicht wie man sieht....
Ohne Wenn und Aber weiss ich, dass Freundin 2 – die das gleiche Kopf-Kino „ hat“ wie ich – darin versinken wird – und sie bekommt das Buch nun von mir zu ihrem baldigen Geburtstag geschenkt.

Denn das muss man schon dazu sagen: einfach nur “runterlesen” .... das wird nicht funktionieren. Da wird man – siehe oben – das Buch als „zu langweilig“ , oder „zu weitschweifig“ oder was der Dinge mehr sind, empfinden ….. man wird dem Buch nicht gerecht.

Es ist ein anspruchsvoller Thriller, der Mitdenken geradezu herausfordert - einerseits. Andererseits schafft es Gerd Schilddorfer durch seinen Schreibstil, (zumindest bei mir) die Szenen vor den “Augen auferstehen” zu lassen –und wer so etwas kann und mag – der ist hier richtig und der sollte dieses Buch auch unbedingt lesen!"


 

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