Unter diesen Titel stellte abuelita aus der Leserunde von LB ihre Rezension von "Heiss", die sie gestern und heute geschrieben hat, nachdem sie die letzten Kapitel nochmals nachgelesen hat (weil sie vor lauter Spannung und dem Mitfiebern - wie geht's aus? - nicht auf die Details geachtet hat.)
Aber - keine langen Vorreden, lassen wir sie selbst zu Wort kommen:
"Ganz ehrlich? Ich habe fast nicht daran geglaubt, dass Gerd Schilddorfer
es schafft, all die vielen verschiedenen Handlungsstränge zu guter
Letzt vernünftig zusammen zu führen, so sehr hat er mich diesmal auf
weit verschlungenen Wegen durch und um die halbe Welt geführt.....mich
wachgehalten, mich mitfiebern und – zittern lassen. Manchmal stockte mir
der Atem und ich wollte “oh nein” ausrufen, ein anderes Mal schüttelte
es mich, weil ich eine Szene förmlich vor mir sah, in ihr “drin” war und
das selbst erlebte......
Und nicht nur, dass ich vor Spannung
nicht schlafen, sondern lesen musste .... nein, das Buch hat auch
einiges an Emotionen hervorgelockt – es gibt Szenen, die einfach
berühren, die einem am Herz und Seele gehen.
John Finch, den
tollkühnen Piloten, den wir ja bereits aus “Falsch” kennen, ist nicht
mehr ganz jung und es zieht ihn in seine alte Heimat - von Brasilien hat
er vorerst genug. Allerdings wird er in Ägypten nicht gerade mit
offenen Armen empfangen....und kurz danach erhält er einen fast
unmöglich durchzuführenden Auftrag: er soll mit einem Militärjet einen
von Geheimdiensten gejagten Polizeichef einer Grenzregion im Hindukusch
ausfliegen. Dieser hat ein bisschen zu viel im Tod eines alten Mannes
gestochert – Shah Juan, ein Künstler aus dem Tal der Kalash, der keiner
Menschenseele etwas zuleide getan hat - wurde brutal ermordet - von wem?
Warum?
Auch In Berlin wird ein Pförtner umgebracht und
Schilddorfer stellt uns nun hier den unkonventionellen Kommissar Thomas
Calis vor – auf eine Art und Weise, die einen zum Schmunzeln bringt und
sehr einprägsam ist. Ein Motiv für diesen Mord sucht Calis zuerst
vergeblich.
Nichts ist wie es scheint...und es geht um viel: die
Entdeckung des Grabes von Alexander dem Großen und um ein
verschwundenes Archiv; wir hören von der Fremdenlegion und Lawrence von
Arabien, begleiten einen geheimnisvollen Goldtransport im Jahr 1940 und
schaudern, wenn ein griechischer Millionär in Kronburg im Taunus mit
seinen Schlangen “spielt”. Und immer wieder die Frage: wie gehört das
jetzt zur Geschichte?
Natürlich hat der Autor es geschafft – und
da kann man wirklich nur sagen “Hut ab” : am Ende laufen die
Handlungsstränge alle zusammen und zwar ohne den kleinsten Logikfehler –
die Handlung ist nirgends entgleist und auch alle Abzweigungen münden
letztendlich in einem verständlichen und nachvollziehbaren Finale.
Von
der atemlosen Spannung mal abgesehen hat Gerd Schilddorfer ein in
meinen Augen ganz besonders Talent – nämlich, so quasi “nebenbei” Wissen
zu vermitteln. Einen ganz sachte auf eine Art und Weise an Dinge
heranzuführen, so dass man selber unbedingt mehr wissen möchte. Das fiel
mir bereits bei “Falsch” auf und auch hier war es so: ich konnte es
manchmal nicht erwarten, an den PC zu kommen und diverse Dinge (die ich
hier nicht näher ausführen kann ohne zu spoilern) zu googeln. Bei
anderen Büchern lese ich z.B. oft darüber hinweg, wenn etwas erwähnt
wird, das ich nicht oder nur am Rande kenne - - - bei diesen beiden
Büchern des Autors war es mir ein Bedürfnis, selber einiges
nachzuschlagen, weiterführende Informationen zu manchem zu lesen, Bilder
zu Szenen zu suchen und mir diese anzuschauen. Wie und auf welche Art
er das schafft....ich kann es wirklich nicht sagen......aber er versteht
es, einen neugierig “auf mehr” zu machen.
Dazu die bildhafte
Sprache , der trocken durchschimmernde Humor und die ausgezeichnete
Recherchearbeit, die ich bereits im ersten Band lobend erwähnte – ein
Buch, das einen direkt laut nach einer Fortsetzung rufen lässt.
Sollte
ich also dieses Buch uneingeschränkt jedem und allen empfehlen und ans
Herz legen? Aber sicher nicht, das würde schief gehen. Meine eine
Freundin, die nur und ausschliesslich Liebesromane liest, würde mich
auslachen. Eine andere Bekannte mag zwar Thriller, aber blutig und
“einfach” müssen sie sein – auch sie würde mir spätestens auf Seite 67
einen Vogel zeigen (hier nämlich landen wir im Jahre 1314....*g*) und
sagen: “ich will Entspannung und nicht denken müssen, wenn ich lese! “
....also, so einfach ist das nicht wie man sieht....
Ohne Wenn und
Aber weiss ich, dass Freundin 2 – die das gleiche Kopf-Kino „ hat“ wie
ich – darin versinken wird – und sie bekommt das Buch nun von mir zu
ihrem baldigen Geburtstag geschenkt.
Denn das muss man schon dazu
sagen: einfach nur “runterlesen” .... das wird nicht funktionieren. Da
wird man – siehe oben – das Buch als „zu langweilig“ , oder „zu
weitschweifig“ oder was der Dinge mehr sind, empfinden ….. man wird dem
Buch nicht gerecht.
Es ist ein anspruchsvoller Thriller, der
Mitdenken geradezu herausfordert - einerseits. Andererseits schafft es
Gerd Schilddorfer durch seinen Schreibstil, (zumindest bei mir) die
Szenen vor den “Augen auferstehen” zu lassen –und wer so etwas kann und
mag – der ist hier richtig und der sollte dieses Buch auch unbedingt
lesen!"
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