Unter dem Titel "Heiß - Bis eine Welt entsteht, die uns fesselt, die uns fasziniert, die uns träumen lässt" stellte Anjalein vor wenigen Minuten ihre Rezension ins Netz. Eine Rezension, die philosophisch, tiefschürfend und nachdenklich ist.
"Warum lesen wir? Warum machen wir uns die Mühe Seite für Seite um zu
blättern, akribisch darauf zu achten, keine Flecken, Eselsohren oder
Knicke in das zu bringen, was wir da vor uns haben? Warum sitzen wir bis
spät abends im Dunkeln, entziffern die Buchstaben, die da vor uns
stehen im fahlen Schein einer flackernden Kerze, oder verkriechen uns
unter der Bettdecke und entlassen die Nachttischlampe bis spät in die
Nacht nicht in den Feierabend? Was ist es, das diese Faszination an
Büchern ausmacht? Ist es das Rascheln der Seiten? Der Geruch nach
druckfrischer Farbe? Der Stolz, wenn man eine lange Reihe Bücherrücken
vor sich stehen sieht, zu jedem von ihnen zwei Geschichten erzählen
kann? Die eine, die zwischen den Seiten auf den lauert, der bereit ist,
sie zu entdecken und die andere, die, die man selbst erlebt, während man
Seite für Seite verschlingt?
Nein, es sind die Bücher selbst,
Bücher wie ‚Heiß’, die den größten Teil dieser Faszination ausmachen.
Bücher, die uns zum Denken anregen, unsere Fantasie beflügeln, die uns
lange im Dunkeln lassen und deren Lösung uns dann förmlich anspringt und
ruft ‚Hier! Hier bin ich!’
Es sind Figuren, die man lieb gewinnt,
Figuren mit denen man lebt und hofft. Mit denen man bangt und sich
freut. Figuren die ein Teil von einem werden, einen mitnehmen auf eine
Reise von Ägypten in den Hindukusch, die einen neben sich setzten und
sagen ‚schnall dich an, der Flug wird kein Spaziergang’ und die einen
die Felswände, und den Wind förmlich spüren lassen!
Es sind die Figuren,
die einem einen kleinen Sessel in ihrem Kopf bereitstellen und einen an
all den Fragen, die sie beschäftigen teil haben lassen. Die Figuren,
die einen ein aufs andere Mal in die Ecke stellen und sagen ‚schau und
lerne’ und einen dann mit ihrem Handeln ein aufs andere Mal verblüffen.
Figuren, wie John Finch, Frank Majors und Thomas Calis. Drei Männer, die
auf den ersten Blick so gar nichts Miteinander zu tun haben. An
verschiedenen Enden der Erde, ja sogar zu unterschiedlichen Zeiten
leben. Und doch... Es gibt etwas, das ihre Geschichten miteinander
verwebt. Etwas, das sie mit einen toten alten Mann aus einem der
entlegensten Winkel der Erde, einem mysteriösen Einbruch in eine alte
Fabrikhalle und dem plötzlichen Ableben einer Legende vor langer Zeit
verbindet. Etwas, das so sagenumwoben, wie unauffindbar ist.
Eine atemlose Jagd über die Kontinente und durch die Geheimnisse der
Geschichte, brillant erzählt. Nie verrät Gerd Schilddofer zu viel, nie
zu wenig. Bis zu dem Moment, in dem er, in dem seine Geschichten
beschließen uns die Wahrheit zu erzählen, bis sich die bunten
Puzzleteile in unseren Köpfen mit einem Schlag ordnen und ein wahres
Kaleidoskop an verblassten Träumen, strahlenden Erfolgen, gut
recherchierten Fakten und abenteuerlichen Geschichten entsteht. Bis eine
Welt entsteht, die uns fesselt, die uns fasziniert, die uns träumen
lässt. Eine Welt, die uns für eine Weile in ihren Bann schlägt und uns
als andere Menschen wieder entlässt, wenn wir die letzte Seite
zuschlagen."
Anja hat es so klar gesehen. Warum schreibt man eigentlich? Warum tut man sich das an, allein, tagelang, wochenlang, monatelang? Weil man eine Geschichte erzählen will, nein, muss, und hofft, dass sie auf die richtigen trifft. Auf Menschen, die sie nicht nur verstehen, sondern die sie schätzen und sich mit ihr beschäftigen, die sie für eine Weile ihre Welt sein lassen. Die sich auf sie einlassen und sie geniessen. Und danach ein wenig lächeln, wenn sie die letzte Seite zuschlagen....
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