Mabuerele hat schon in der Leserunde von "Falsch" mitgelesen und wer ein wenig hier hinunterscrollt, der wird bald auf Ihre Rezension stoßen. Heute nun hat sie ihre ausführliche Buchbesprechung von "Heiss" online gestellt und ich bin hin und weg.... Hier ist sie:
„...Wir Menschen, der Reichtum und der Ruhm sind vergänglich, das Wissen jedoch überlebt die Fährnisse der Zeit...“
Wie
rezensiert man ein Buch, das einen von der ersten bis zur letzten Zeile
in Atem gehalten hat, das einen quer durch die Welt und die
Jahrhunderte führte? Ich will es versuchen.
In der
AEG-Turbinenfabrik von Siemens in Berlin wird Ostermontag nicht
gearbeitet. Zwei Pförtner wechseln den Platz am Eingang. Der eine ist
wenige Minuten später tot, der andere schläft kurz während des Dienstes
ein und weiß nicht, warum.
John Finch, einer der tollkühnsten Piloten, nimmt Abschied von Brasilien. Es zieht ihn zurück nach Kairo.
Im
Hochtal von Rumbur, der nordwestlichen Grenzprovinz von Pakistan,
beginnt der 85jährige Shah Juan vom Volke der Kalash seine letzte
Arbeit. Er sollte sie nie beenden.
Im Jahre 1314 verlässt ein Araber die Festung Peniscola im Königreich Aragonien. Seine Spuren verlieren sich im Sand der Wüste.
Diese
vier Episoden geben einen kleinen Einblick in den vielgestaltigen
Roman. Und es sind bei weitem noch nicht alle Handlungsorte und
Zeitpunkte, die die Geschichte umfasst.
Der Autor lässt einige
Protagonisten aus „Falsch“ wieder agieren. Die Verbindung der alten
Geschichte zur neuen finde ich gelungen. Rückblicke gibt es nur dann, wo
sie wirklich notwendig sind.
Andererseits führen gerade die
Beziehungen zum ersten Band zu emotional berührenden Momenten. Hier
genauer darauf einzugehen, würde zu viel verraten.
Wie vom Autor
gewohnt, werden die neuen Protagonisten nicht nur auf unnachahmliche
Weise eingeführt, sondern umfassend charakterisiert.
Da ist zum
einen der Berliner Kommissar Thomas Calis, der jedem Leser sehr schnell
in Erinnerung bleibt. Warum? Das weiß, wer das Buch gelesen hat! Zum
anderen spielt der Pakistani Salam eine wesentliche Rolle.
Die
Protagonisten sind Menschen mit Stärken und Schwächen, Ecken und Kanten.
Thomas Calis geht gern ungewöhnliche Wege. Salam ist nicht bereit, eine
Freundschaft zu verraten. Seine Gefühle gegenüber Shah Juan leiten sein
Handeln. Doch er kann auch hart und kompromisslos reagieren.
Hunde
scheinen mit zu den Lieblingsprotagonisten des Autors zu gehören. Sie
lockern die Geschichte auf und zaubern ein Lächeln auf die Lippen.
Die Handlungsorte sind so exakt beschrieben, dass ich sie vor Augen hatte.
Der
Autor erzählt nicht nur eine spannende Geschichte, er hat in dieser
einen viele andere verpackt. Hervorzuheben ist seine umfangreiche und
genaue Recherche. Nichts wird dem Zufall überlassen.
Das Buch
hat mich nicht nur gut unterhalten, ich habe eine ganze Menge
dazugelernt. Nur zwei der Themen möchte ich nennen. Das sind die
komplizierten politischen Verhältnisse in Pakistan und mehrere Aspekte
des zweiten Weltkrieges. Dabei scheut sich der Autor nicht, bittere und
harte Wahrheiten auszusprechen. Doch diese Fakten werden nicht trocken
vermitteln, sie stören nicht den Lesefluss, sie gehören einfach dazu –
so mein Empfinden. Wären sie nicht, würde mir im Buch was fehlen.
Gekonnt
spielt der Autor mit den Gefühlen seiner Leser. Neben harten und
grausamen Szenen finden sich Abschnitte voller Emotionen, die berühren.
Gleichzeitig durchzieht den Roman ein feiner Humor.
Geschickt
wird im Roman ein Spannungsbogen aufgebaut, der zum Ende seinen
Höhepunkt erreicht. Der ist nicht nur bedingt durch die vielfältige und
abwechslungsreiche Geschichte, sondern auch durch die Form des
Erzählens. Die kurzen und kompakten Abschnitte enden meist im
entscheidenden Moment, so dass ich gezwungen war, mit den Protagonisten
zu zittern und zu bangen. Wo im Fernsehen die Werbung kommt, kommt hier
ein anderer Handlungsstrang. Das Buch aus der Hand zu legen, war deshalb
gar nicht so einfach.
Der Umgang mit Metaphern und Adjektiven,
eine kurze, präzise Sprache erhöhen den Lesegenuss, verlangen aber auch
ein konzentriertes und genaues Lesen. Es gibt Sätze, die sollte man zwei
Mal lesen und andere, die sollte man auswendig lernen. Das obige Zitat
gehört meiner Meinung nach dazu.
Gut finde ich, dass jedem
Abschnitt Ort und Zeit vorangestellt sind. Das hilft bei der Einordnung.
Auch das eher schlichte Cover mit roter Schrift auf weißen Grund passt.
Die Bedeutung der Skorpione erfährt der Leser gleich im Prolog.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hätte mehr als fünf Sterne verdient."
Und ich kann nur Danke sagen und mich freuen. Weil die Geschichte wirklich bei ihren Lesern angekommen ist - und zwar so, wie sie es sich erträumt hat....
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen