ENDLICH!
...kann man den dritten Band um den Abenteurer John Finch lesen,
der trotz seines fortgeschrittenen Alters einfach nicht sesshaft werden
will. Hier ergreift er gleich die Gelegenheit beim Schopf, als ihm zu
Ohren kommt, dass eine Douglas DC-3 zum Verkauf steht, der legendäre
Rosinenbomber, ein Flugzeug, mit dem mit die West-Alliierten seinerzeit
die Blockade Berlins durch die Sowjetunion durchbrachen. John Finch ist
begeistert, denn als passionierter Pilot für alle Lebenslagen fliegt er
am liebsten Oldtimer. Dass er das Flugzeug von einem verlassenen
Flughafen in der libyschen Wüste abholen muss, stört Finch nicht weiter,
denn schließlich ist er ja ein Weltenbummler - und da seine langjährige
Kollegin Amber mit von der Partie ist, sollte das alles auch gar kein
Problem sein. Dumm nur, dass die beiden nach dem Start feststellen
müssen, dass sich blinde Passagiere an Bord geschlichten haben. Und
keine harmlosen, wie nur zu bald klar wird. Uuuuund schon geht die
Achterbahnfahrt los, und Finch stürzt unversehens wieder in ein neues
Abenteuer - ein geheimnisvolles Notizbuch wird zum Gegenstand der Jagd
quer durch Europa.
"Es sieht so aus, als hättet
ihr mit euren Recherchen in Rom etwas ausgelöst, als hätten alle nur auf
einen Startschuss gewartet, um aktiv zu werden, und ihr habt ihn
abgefeuert." (S. 218)
Alte Bekannte wie Major
Llewwelyn, der ehemalige britische Geheimdienstchef Peter Compton oder
auch Sparrow, der Papagei, sind natürlich wieder mit von der Parie, doch
wer schon einmal ein Buch von Gerd Schilddorfer gelesen hat, der weiß:
es erwarten einen eine Vielzahl an Handlungssträngen, Zeitebenen,
historischen und gegenwärtigen Ereignissen, Organisationen, Orte und
Personen, dazu ein paar mysteriöse Stichworte wie 'Nostradamus' oder
'Templer'. Dabei kocht jedes Grüppchen sein eigenes Süppchen - und
keiner weiß, welches Spiel der andere wirklich spielt. Ich gebe zu, zu
Beginn der Lektüre leichte Anzeichen von Verwirrung verspürt zu haben,
die ich mit Hilfe von Notizblock und Bleistift zu sortieren versuchte.
Doch irgendwann warf ich einfach alles hin und vertraute auf die
Geschichte. Denn alles, was anfangs scheinbar vollkommen zusammenhanglos
erscheint, wird letztlich logisch zusammengeführt. Darauf kann man sich
bei Gerd Schilddorfer verlassen.
"Wenn Nostradamus gewusst hätte, was er in Händen hielt, dann hätte er es niemals veröffentlicht. Ganz im Gegenteil."
Dabei
macht es der Autor dem Leser nicht leicht. 9 Prologe, 10 Kapitel und 3
Epiloge hat die Geschichte, ständig werden die Erzählebenen gewechselt,
und vieles löst sich tatsächlich erst ganz am Schluss auf. Über lange
Strecken halten die Fragezeichen vor, wie diese ganzen Puzzlesteine
überhaupt zueinander passen können. Doch die gesamte Struktur des Romans
ist einfach genial konstruiert, so dass letztlich kaum eine Frage offen
bleibt. Spannung und Wissenswertes halten sich hier wieder die Waage -
denn wie immer nutzt Gerd Schilddorfer reale historische und örtliche
Gegebenheiten und schreibt seine Geschichte 'einfach' drumherum. Das
macht das ganze letztlich so authentisch und verführt nebenher dazu, zu
manchen Hintergründen auch im Internet weiter zu recherchieren. Dümmer
wird man bei der Lektüre jedenfalls nicht! Und auch der Humor kommt hier
nicht zu kurz - manche Szenen sind hier echt zum Schießen...
"Stellen
Sie sich ein Schachbrett voller Hinweise vor. Die richtigen Sprünge mit
dem Reiter bringen Sie weiter, die falschen führen in die Sackgasse und
unweigerlich zum Schachmatt." (S. 285)
Für
mich war dieses Abenteuer wieder einmal filmreif. Bildhafte
Schilderungen, ein flüssiger Schreibstil und fiese Cliffhanger locken
dazu, immer weiter zu lesen. Dabei ist keine der 800 Seiten des
Thrillers überflüssig - bis hin zu den Epilogen ist jede Zeile wichtig,
um letztlich alles zu verstehen. Und auch wenn ich mit solchen 'dicken
Schinken' gewöhnlich so meine Probleme habe - hier herrschte am Ende das
Gefühl vor: oooh, schon vorbei.
Doch im Herbst 2017 soll schon Band vier um John Finch herauskommen, und eines ist gewiss: ich bin wieder mit dabei!
Parden, du bist wieder dabei und ich freu mich ungemein auf die Runde, die vor uns liegt. Beim Zerberus-Schlüssel!
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